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Wer zu spät kommt, den bestraft der Eintopf

  • Autorenbild: Bülent Erdogan
    Bülent Erdogan
  • 27. Mai 2018
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Okt. 2019


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Wenn der Dom fertig ist, geht die Welt unter, lautet ein kölsches Diktum.

Sommer 1989. Michail Gorbatschow und sein engster Berater Andrej G. sitzen im Schatten des Kölner Domes am Rhein und sinnieren über mögliche Reden vor dem deutschen Volke. Morgen soll Gorbatschow mit Helmut Kohl in Bonn zusammenkommen. Die Lage in der Sowjetunion ist brenzlig. Eine Annäherung an den Westen scheint unerlässlich, wenn man nicht nach kurzer Regierungszeit sang- und klanglos abtreten will.


Andrej schlägt folgende Sentenz vor: "Man muss wissen, wann man ein Schiff verlässt. Vor allem dann, wenn man als Passagier in einem Unterdeck sein Dasein fristet. Oder als Matrose im Maschinenraum...", (SPD-Politiker seien um Entschuldigung gebeten), "...und das Schiff im Sinken begriffen ist."


Gorbatschow hört sich die Passage an, schaut den Möwen auf dem Rhein hinterher und sagt dann, den Blick gen Sibirien gerichtet: "Andrej, du hast wie immer Recht, ich danke dir. Wenn ich an unsere Föderation denke, dann habe ich meine Mutter vor Augen. Ich sehe sie ganz deutlich vor mir. Oft war ich viel zu lange mit meinen Kumpels auf den Maisfeldern und dann", Gorbatschow hält für einen kurzen Moment inne, als würde er einen Maiskolben durch die Hände gleiten lassen, "verpasste ich, wie es bei Oma immer diese leckere Soljanka gab. Dann sagte sie, und Mama wiederholte den Satz bei jeder Gelegenheit: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."


Die Stille, die auf diesen Satz hin eintrat, wurde durch den Schrei einer Möwe jäh unterbrochen. So war es also gut.

 
 
 

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